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Lichen planus der Vulva, Foto: Mendling

Jucken und Brennen im Bereich der Vulva sind oft keinesfalls von einer Pilzinfektion oder einer bakteriellen Infektion, sondern von einer Hauterkrankung verursacht. Viele Frauen mit solchen Beschwerden haben oft mehrere Ärztinnen und Ärzte aufgesucht, bis gelegentlich nach Monaten oder sogar Jahren erst die richtige Diagnose gestellt wird!

Der Lichen sclerosus (die historische Bezeichnung Lichen heißt übersetzt Flechte) ist eine lebenslange, nicht heilbare Autoimmunerkrankung, die bei Männern, Frauen und Kindern am ganzen Körper auftreten kann. Bei Frauen ist sie meist im Vulvabereich zu finden. Man schätzt, dass etwa 1% der Bevölkerung betroffen ist. Aufgrund von Mitteilungen der Krankenkassen werden aber nur etwa 0,1% zur Zeit diagnostiziert (kodiert). Es ist wichtig, dass Lichen sclerosus früh erkannt wird, da die eingetretenen Hautveränderungen nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Es treten später weisse, pergamentartige Schrumpfungen mit Verdünnung und Empfindlichkeit der Hautschichten auf, so dass die Harnröhre und der Scheideneingang enger werden.

Wenn eine konsequente Therapie erfolgt, kann die Erkrankung gestoppt und unter Kontrolle gehalten werden.

Der ursprünglich in der Schweiz ansässige Verein Lichen sclerosus (www.lichensclerosus.ch), der sich aus betroffenen Frauen gegründet hat, hilft bei Fragen und Problemen.

Der Lichen planus (früher auch Lichen ruber, „Knötchenflechte“) ist ebenfalls eine Autoimmunerkrankung. Er kommt auch im Mund vor. Typisch sind weisse, netzartige feine Zeichnungen (Wickham’sche Streifen) in der Haut neben Rötungen mit weissgrauen Verfärbungen. Auch bei dieser Erkrankung können Schrumpfungen der Schamlippen und des Scheideneinganges auftreten. Bei Fortschreiten kommt es im Scheideneingang/Vestibulum und auch in der Scheide, gelegentlich auch am Zahnfleisch, zu sehr schmerzhaften wunden Flächen (Lichen planus erosivus). Geschlechtsverkehr ist wegen der brennenden Schmerzen nicht zumutbar.

Bei nicht oder schlecht behandeltem Lichen sclerosus und bei Lichen planus ist das Risiko für eine bösartige Erkrankung (HPV-negatives Vulvakarzinom vom sog. Simplextyp) auf etwa 3 – 5% erhöht.

Der Lichen simplex chronicus hat mit den oben genannten Erkrankungen nichts zu tun, denn es handelt sich um eine durch Reizung der Haut sekundär entstandene, ebenfalls stark juckende und brennende Hauterkrankung.

Bei Hautproblemen im Vulvabereich ist oft eine zeitaufwendige Vorgeschichte zu erfragen, bakteriologische Abstriche sind fast immer sinnlos, und es müssen viele andere Ursachen geprüft werden, z. B. Diabetes mellitus, Schuppenflechte, Pilzerkrankungen, Herpes genitalis, Ekzeme, atopische Dermatitis (Neurodermitis), Jucken durch Depression u. a.